Schematherapie: Ein Weg zur emotionalen Heilung und persönlichen Entwicklung
Die kognitive Verhaltenstherapie zählt heutzutage zu den bekanntesten Psychotherapieverfahren. Aber hast du schon mal von der Schematherapie gehört? Wenn du nach neuen Wegen suchst, um deine emotionalen Probleme zu bewältigen oder dein volles Potenzial auszuschöpfen, dann könnte das interessant für dich sein.
Also, was ist Schematherapie? Die Schematherapie ist eine relativ neue Therapieform, die sich aus der kognitiven Verhaltenstherapie entwickelt hat. Sie wurde von Jeffrey Young in den 1980er Jahren entwickelt. Sie geht davon aus, dass unsere Denkmuster, auch „Schemata“ genannt, oft in der Kindheit entstehen und unser Leben auf vielfältige Weise beeinflussen. In der Schematherapie werden diese negativen Denkmuster und Verhaltensweisen identifiziert und verändert.
In diesem Beitrag erfährst du alles Wichtige über die Schematherapie, ihre Vorteile und wie sie dir helfen kann, ein erfüllteres Leben zu führen.
Schematherapie - die „moderne“ Kognitive Verhaltenstherapie
Die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich weiterentwickelt und ist heute eine der am weitesten verbreiteten und gründlich erforschten psychotherapeutischen Methoden. Die moderne KVT geht jedoch über die traditionellen Techniken hinaus und integriert zunehmend unsere Gefühlswelt und tiefere und ganzheitlichere Ansätze, um komplexere psychologische Probleme anzugehen. In diesem Kontext hat die Schematherapie einen wichtigen Platz gefunden.
Sie basiert weiterhin auf den Prinzipien der klassischen KVT, die sich auf die Identifikation und Modifikation dysfunktionaler Denkmuster und Verhaltensweisen konzentriert. Sie berücksichtigt jedoch auch
Emotionen,
tief verwurzelte Überzeugungen
und die Bedeutung der therapeutischen Beziehung.
Sie integriert Elemente aus verschiedenen therapeutischen Ansätzen, darunter:
Kognitive Verhaltenstherapie: Die Schematherapie nutzt kognitive und verhaltensorientierte Techniken, um maladaptive Schemata zu identifizieren und zu verändern (z. B. Wegehen und vermeiden, wenn es Konflikte gibt). Dies umfasst die Arbeit an dysfunktionalen Denkmustern (z. B. „Reden bringt ohnehin nichts“) und deren Auswirkungen auf das Verhalten.
Gestalttherapie: Durch Techniken wie der „Stuhldialog“ wird ein tieferer Zugang zu Emotionen und inneren Konflikten ermöglicht.
Bindungstheorie: Die Schematherapie betont die Bedeutung von unseren früheren Bindungserfahrungen und deren Einfluss auf die Entwicklung von unseren heutigen Schemata. Sie arbeitet mit dem Ziel, ungesunde Bindungsmuster zu erkennen und zu verändern.
Psychoanalytische Ansätze: Elemente der Psychoanalyse, wie das Verständnis unbewusster Prozesse und innerer Konflikte, werden ebenfalls integriert, um tief verwurzelte Muster und Überzeugungen zu bearbeiten.
Die Grundkonzepte der Schematherapie
Vielleicht fragst du dich jetzt, was genau „Schemata“ sind. Schemata sind tief sitzende Überzeugungen und Gefühle, die wir über uns selbst und die Welt haben. Sie entstehen meist durch negative Erfahrungen in der Kindheit und können unser Verhalten und unsere Gefühle im Erwachsenenalter stark beeinflussen und steuern.
In der Schematherapie gibt es verschiedene Schema-Modi, die unsere Reaktionen auf bestimmte Situationen beschreiben. Diese Modi können uns helfen zu verstehen, warum wir auf bestimmte Auslöser so reagieren, wie wir es tun.
Vielleicht hast du in einer Auseinandersetzung mit deinem Partner schon mal etwas gesagt, was du nicht sagen wolltest. In dem Moment hast du dich vielleicht verletzt gefühlt und es aus dem Affekt heraus gesagt. Hinterher konntest du dann einen klaren Gedanken fassen und es tat dir plötzlich leid. Die Wahrheit ist: Wir alle haben solche Momente. Denn wir alle haben diese verschiedenen Schema-Modi in uns, die in bestimmten Situationen aktiviert werden und uns in eine Art kindliches Verhalten zurückfallen lassen.
Hier sind einige der wichtigsten Modi mit Beispielen:
Kind-Modi:
Verletzliches Kind: Dieser Modus wird aktiviert, wenn man sich hilflos, ängstlich oder traurig fühlt. Du fühlst dich zum Beispiel in einer sozialen Situation abgelehnt. Traurigkeit kommt in dir auf und du reagierst mit Rückzug. Dies ist ein Hinweis darauf, dass der „Modus des verletzlichen Kindes“ in dir aktiviert wurde.
Ärgerliches/Impulsives Kind: Dieser Modus tritt auf, wenn man frustriert, wütend oder impulsiv reagiert. Beispiel: Du wirst wütend, wenn du nicht bekommst, was du willst, und reagiert mit Schreien oder aggressivem Verhalten.
Glückliches Kind: Dieser Modus wird erlebt, wenn man sich zufrieden, glücklich und sicher fühlt. Beispiel: Du genießt Zeit mit deinen Freunden und fühlt sich dabei geborgen und geliebt.
Eltern-Modi/innerer Kritiker:
Kritischer Elternmodus/innerer Kritiker: Dieser Modus repräsentiert eine Art innere Stimme, die uns ständig kritisiert oder hohe Erwartungen an uns stellt. Zum Beispiel: Du fühlst dich nie gut genug und hast durchgehend das Gefühl, mehr leisten zu müssen. Die Stimme in deinem Kopf sagt dir Dinge, wie „Du taugst nichts!“, „Jetzt streng dich doch mal an!“, „Jetzt hast du es wieder mal nicht hinbekommen!“. Der innere Kritiker kann uns all die Kritik sagen, die wir uns als Kind anhören mussten. Er sorgt unter anderem dafür, dass wir uns gedemütigt und wertlos fühlen. Bei manchen Menschen ist der innere Kritiker eine innere Stimme - andere wiederum erleben den inneren Kritiker eher als ein Gefühl, das in ihnen hochkommt.
Bestrafender Elternmodus: Dieser Modus tritt auf, wenn man sich selbst für Fehler oder Schwächen bestraft. Zum Beispiel: Du könntest dich nach einem Fehler stark schuldig fühlen und dich selbst hart verurteilt oder gar dafür bestrafen, indem du dir etwas nicht gönnst, weil du denkst, dass du es nicht verdient hast.
Bewältigungs-Modi:
Bewältigungs-Modi, auch als Coping-Modi bekannt, sind verschiedene Strategien und Verhaltensweisen, die Menschen anwenden, um mit Stress, Ängsten oder anderen negativen Emotionen umzugehen. Dazu gehören unter anderem:
Unterwerfung: Dieser Modus wird aktiviert, wenn man Konflikte vermeidet und sich den Wünschen anderer unterordnet. Beispiel: Du sagst immer Ja, auch wenn du etwas nicht willst, um Konflikte mit deinem Partner zu vermeiden.
Vermeidung: In diesem Modus versucht man, unangenehme Situationen oder Gefühle zu vermeiden. Beispiel: Du ziehst dich von sozialen Aktivitäten zurück, um Angst und Ablehnung zu vermeiden.
Überkompensation: Dieser Modus wird aktiviert, wenn man versucht, Schwächen zu überdecken und übermäßig stark oder unabhängig zu wirken. Beispiel: Du verhältst dich dominant und kontrollierend, um deine innere Unsicherheit zu verbergen.
Beispiele für die Anwendung der Schematherapie
Ein Beispiel für die Anwendung der Schematherapie könnte jemand sein, der häufig in Konfliktsituationen wütend reagiert (Ärgerliches/Impulsives Kind) und danach Schuldgefühle hat und sich von anderen isoliert (Bestrafender Elternmodus). Durch die Schematherapie kann derjenige lernen, die zugrunde liegenden Schemata und Modi zu erkennen und gesündere Bewältigungsstrategien zu entwickeln - sprich sich nicht mehr selbst zu bestrafen.
Ein anderes Beispiel könnte eine Person sein, die sich ständig unter Druck fühlt, perfekt zu sein (Kritischer Elternmodus) und sich selbst dafür verurteilt, wenn sie Fehler macht (Bestrafender Elternmodus). Durch die Therapie kann sie lernen, diese selbstkritischen Gedanken zu hinterfragen und eine freundlichere innere Haltung zu entwickeln.
Die Schematherapie bietet also wertvolle Werkzeuge, um tief sitzende, negative Überzeugungen zu erkennen und zu verändern, sodass ein gesünderes und erfüllteres Leben möglich wird.
Techniken und Methoden der Schematherapie
Die Schematherapie verwendet eine Vielzahl von Techniken, um negative Schemata zu identifizieren und zu bearbeiten. Dazu gehören unter anderem:
Schema-Überprüfung: Hinterfragen und Überprüfen von automatischen Gedanken und Überzeugungen, die mit einem bestimmten Schema verbunden sind.
Kognitive Umstrukturierung: Ersetzen negativer und dysfunktionaler Gedanken durch realistischere und positivere Gedanken.
Imaginationsübungen: Visualisierung von Szenen aus der Kindheit, um emotionale Erfahrungen zu verarbeiten und neue, positive Bilder zu schaffen.
Stuhldialoge: Ein imaginärer Dialog zwischen verschiedenen Aspekten des Selbst, um emotionale Konflikte zu bearbeiten.
Verhaltensmodifikation: Entwicklung und Umsetzung neuer Verhaltensweisen, die nicht mit den negativen Schemata übereinstimmen.
Exposition: Konfrontation mit Situationen, die Angst oder Unbehagen auslösen, um neue, positive Erfahrungen zu sammeln.
Rollenspiele: Üben neuer Verhaltensweisen und Kommunikationsstile in einer sicheren Umgebung.
Beziehungsarbeit: Arbeit an realen Beziehungen, um gesündere Interaktionsmuster zu entwickeln.
Erinnerungsarbeit: Vertiefung in frühere Erfahrungen, um die Ursprünge der Schemata besser zu verstehen.
Körperarbeit: Einbeziehung des Körpers und seiner Empfindungen in den therapeutischen Prozess.
Psychoedukation: Vermittlung von Wissen über Schemata und ihre Auswirkungen, um ein besseres Verständnis und Bewusstsein zu schaffen.
Selbstbeobachtung: Förderung der Achtsamkeit und Selbstreflexion, um Schemata im Alltag zu erkennen.
Für wen ist die Schematherapie geeignet?
Die Schematherapie ist besonders effektiv bei chronischen emotionalen Problemen, die mit herkömmlichen Therapieformen schwer zu behandeln sind. Sie kann dir helfen, tiefgreifende und langfristige Veränderungen in deinem Leben zu erreichen.
Durch die Arbeit an deinen Schemata kannst du alte, schädliche Muster durchbrechen und ein erfüllteres und glücklicheres Leben führen. Außerdem lässt sich die Schematherapie gut in den Alltag integrieren, sodass du kontinuierlich an deinem Wachstum arbeiten kannst.
Besonders hilfreich ist sie für Menschen mit chronischen Depressionen, Angststörungen oder Persönlichkeitsstörungen. Sie eignet sich zudem bei Substanzmissbrauch und Essstörungen sowie bei Beziehungsproblemen. Daher wird sie auch häufig in der Paartherapie angewendet. Aber auch wenn du einfach nur an deinem persönlichen Wachstum und deiner Selbstverwirklichung interessiert bist, kann die Schematherapie dir wertvolle Werkzeuge an die Hand geben.
Wie finde ich einen qualifizierten Schematherapeuten?
Achte bei der Auswahl eines Therapeuten darauf, dass er oder sie spezielle Ausbildungen und Zertifizierungen in der Schematherapie vorweisen kann. Zudem sollte er oder sie Selbsterfahrung vorweisen können. Das zeigt, dass er sich ausgiebig mit der Schematherapie befasst hat und an seinen eigenen Schemata arbeitet.
Ebenso ist es ein gutes Zeichen, wenn der Therapeut zu Beginn eine umfassende Anamnese und Diagnostik durchführt, um ein klares Bild von der Situation des Klienten zu bekommen. Dies zeigt, dass der Therapeut sorgfältig und professionell arbeitet und daran interessiert ist, die bestmögliche Unterstützung zu bieten.
Übrigens: Die Beziehung zwischen dem Klienten und Therapeuten spielt für den Erfolg der Therapie eine wichtige Rolle. Wenn die Chemie zwischen euch nicht stimmt, kann dies den therapeutischen Fortschritt erheblich beeinträchtigen. Es ist wichtig, dass du dich wohl und sicher fühlst, um offen und ehrlich über deine Gedanken und Gefühle sprechen zu können. Falls du bemerkst, dass die Beziehung nicht passt, solltest du dies offen ansprechen. Ein guter Therapeut wird Verständnis zeigen und gemeinsam mit dir nach einer Lösung suchen.
Fazit
Die Schematherapie ist eine effektive Methode zur Heilung tief verwurzelter emotionaler Probleme und zur Förderung der Selbstverwirklichung. Sie kann dir helfen, tiefgreifende und langfristige Veränderungen in deinem Leben zu erreichen.
Wenn du mehr über die Schematherapie erfahren möchtest oder denkst, dass sie dir helfen könnte, lade ich dich ein, ein kostenloses Erstgespräch bei mir zu vereinbaren. Auf meiner Internetseite findest du alle wichtigen Informationen über meinen Ansatz der ganzheitlichen Psychotherapie. Ich freue mich darauf, dich auf deinem Weg begleiten zu dürfen.
FAQs
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Der Therapieprozess beginnt mit einer ausführlichen Diagnostik, um die individuellen Schemata des Patienten zu identifizieren. Die Therapie besteht dann aus mehreren Phasen:
Psychoedukation: Der Patient lernt, seine Schemata zu erkennen und zu verstehen.
Erfahrungsbasierte Techniken: Imagination, Rollenspielen und anderen Techniken werden eingesetzt, um emotionale Erlebnisse zu bearbeiten.
Verhaltensveränderung: Neue, gesünderer Verhaltensweisen und Denkmuster werden etabliert.
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Schematherapie kann bei einer Vielzahl von psychischen Störungen und Problemen hilfreich sein, etwa:
Persönlichkeitsstörungen (insbesondere Borderline-Persönlichkeitsstörung und narzisstische Persönlichkeitsstörung)
Depressionen
Angststörungen
Beziehungsprobleme
Substanzmissbrauch und Essstörungen
chronische psychische Probleme, die auf frühkindliche Erfahrungen zurückzuführen sind
ungünstige und starre Denkmuster, die der Entwicklung und dem Wohlbefinden im Wege stehen
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Die Dauer der Therapie kann stark variieren und hängt von den individuellen Bedürfnissen und Zielen des Patienten ab. Kurzzeittherapien können einige Wochen bis Monate dauern, während langfristige Therapien bis zu einem Jahr in Anspruch nehmen können. Die Schematherapie beabsichtigt, langfristige Erfolge zu erzielen und dem Patienten Werkzeuge und Strategien zu vermitteln, die er selbst im Leben immer wieder einsetzen kann, um sich in Krisen selbst zurechtzufinden.
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Einige schematherapeutische Behandlungselemente werden in der Regel von den Krankenkassen übernommen. Eine vollständige Behandlung ausschließlich mit Schematherapie wird jedoch derzeit nur für Selbstzahler angeboten, da das Verfahren bislang nicht als anerkanntes Richtlinienverfahren gilt.
Bist du auf der Suche nach einem Schematherapeuten, der zu dir passt? In diesem Beitrag erkläre ich dir, worauf du bei deiner Auswahl achten solltest und wie eine Schematherapie-Sitzung grundsätzlich abläuft.